Nach dem Zurücktreten Italiens war es das in der Entwicklung des modernen Geistes zweitälteste unter den europäischen Ländern, Frankreich, an das die führende Stellung überging. Es hat auf lange hinaus das moderne Denken beherrscht. Den Franzosen der Spätrenaissanee gelang, was den Italienern versagt geblieben war, die festere Fixierung der bisher gewonnenen Ergebnisse der neuen Wissenschaft zu einer einheitlicheren Weltanschauung, oder, wo dies wegen der unaufhebbaren Unterschiede menschlichen Denkens nicht möglich war, zu einer klaren Ausprägung der auf der gemeinsamen Grundlage der modernen Geisteskultur sich erhebenden Unterschiede und Gegensätze. Dieser mehr planmäßig sammelnden und sichtenden, als Neues schaffenden Aufgabe, die im Beruf der Zeit lag, kam die Anlage des französischen Geistes, wie sie sich besonders unter dem Einflusse der schon im Mittelalter als mächtiges Kulturzentrum hervortretenden Pariser Hochschule ausgebildet hatte, wirksam entgegen: ein klarer Verstand, daneben ein rasch zwischen Hoffen und Verzagen wechselndes Temperament, ein Charakter, der leicht zwischen kühler Berechnung und momentanen Gefühlsimpulsen wechselt. Wie in der Dichtung der Franzosen die schöpferische Phantasie gegenüber der glänzenden Rhetorik und dem sprühenden Witz zurücktritt, so stehen in der Wissenschaft auf der einen Seite die Gebiete, in denen klare Dispo-
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