In Italien führte die nächste Brücke von der Kunst und Literatur des Altertums zu einer neuen Kunst und, ihr folgend, zu einer neuen Weltanschauung. In der engen Berührung, in die hier Mittelalter und Neuzeit, jenes in dem Herüberreichen der mittelalterlichen Universalkirche, diese in dem Streben nach Unabhängigkeit von der Überlieferung, miteinander traten, vollzog sich eine Neubildung, die der folgenden Zeit ihr Gepräge gegeben hat. Aus einer solchen Verschmelzung des geistigen Gehalts der verschiedenen Zeitalter wird schon Ende des 13. Jahrhunderts die erste große Schöpfung des italienischen Geistes geboren: Dantes göttliche Komödie. Ihrem Stoff nach eine dichterische Darstellung der mittelalterlichen Weltanschauung, getragen zum Teil von dem Gedankensystem des letzten der großen Scholastiker, des Thomas von Aquino, nimmt sie den in dieser Periode des wiedererstehenden Altertums einflußreichsten Dichter, Virgil, zum Führer und Vorbild. Alle diese Elemente fließen aber zu einer Schöpfung zusammen, die von dem neuen Geist der Zeit erfüllt ist. Nicht anders die italienische Philosophie der folgenden Jahrhunderte. Wohl ist es auch hier das Altertum, das zunächst dem Denken die Wege weist; aber nicht in sklavischer Abhängigkeit, wie das scholastische Mittelalter, gestützt aus die Autorität eines einzigen Philosophen, des Aristoteles, nimmt die italienische Renaissance das Altertum in sich aus.
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