In der großen geistigen Bewegung, die man unter dem Wort „Renaissance“ zusammenfaßt, steht die Philosophie der Zeit nach an letzter Stelle. Als die Träger der Ideen, die der neuen Weltanschauung in allen Wandlungen, die sie erfuhren, ihr bleibendes Gepräge gegeben, treten uns aber an der Grenze der Zeiten drei Deutsche entgegen. Der eine, Nikolaus von Kues, hat als der erste die Idee der Unendlichkeit in ihrer absoluten Größe erfaßt. Es ist die Idee, die am eingreifendsten das moderne von dem antiken Denken scheidet. Den Alten widerstrebte das Grenzenlose: sie konnten sich den „Kosmos“, der von der harmonischen Schönheit seiner Ordnung den Namen führt, nur als ein in sich geschlossenes Ganzes denken. Diese Idee des an der Schwelle der neuen Zeit stehenden Deutschen verhält sich zu dem Kosmos der Pythagoreer wie der himmelanstrebende Dom des christlichen Mittelalters zu dem klar gegliederten Bau des griechischen Tempels. Fast ein Jahrhundert liegt zwischen dem Hirtenknaben aus Kues, der 1464 sein Leben als römischer Kardinal beschlossen, und dem ermländischen Domherrn Nikolaus Kopernikus, den seine mathematischen Studien zu dem neuen Weltsystem führten, das nach ihm den Namen trägt. Ihm widerstrebt der in übersinnlichen Regionen schwelgende Gedankenflug des älteren Namensgenossen: der Fix-
Licencia
Public domainPublic domainfalsefalse
Este material está en dominio público en los demás países donde el derecho de autor se extiende por 80 años (o menos) tras la muerte del autor.